Heile Energiewelt

Leserbrief von Hubert Freiburg, Weinheimer Nachrichten vom 09.10.2015

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Damit Hans keine kritischen Fragen stellt zum Sinn oder Unsinn der erneuerbaren Energien, muss Hänschen frühzeitig von der scheinbaren Harmlosigkeit dieser Techniken überzeugt werden. Auf der Kinderseite des Kundenmagazins der Stadtwerke Weinheim werden die erneuerbaren Energieformen Solar- und Windkraft – garniert mit niedlichen, die Baumwipfel nicht übersteigenden Windrädchen – als heile Energiewelt der Zukunft präsentiert. In den Glühbirnen wachsen gar grüne Baumblättchen!

Immerhin lernt Hänschen: „Windräder und Solaranlagen liefern nur dann Strom, wenn der Wind weht und die Sonne scheint.“ Fernsehen wäre also nur noch bei Sonnenschein und Wind möglich. Da das für Hänschen unzumutbar ist, muss der Strom gespeichert werden. Hierzu werden zwei Lösungen angeboten: Überschüssige Energie „kann“ dazu benutzt werden, Wasser aus einem See auf einen Speicher auf dem Berg zu pumpen,umbei Bedarf wieder Generatoren anzutreiben. Außerdem „kann“ durch die Power-to-Gas-Technologie überschüssige Energie in Methan verwandelt werden, das im Erdgasnetz zwischengespeichert und bei Bedarf „zurückverstromt“ werden „kann“.Der Leser fragt sich: Wenn das alles gemacht werden „kann“, warum tut man es dann nicht? Schließlich ließe sich die fortgesetzte Zerstörung von schützenswerten Landschaften vermeiden.

Verschwiegen wird: Pumpspeicherkraftwerke sind in Deutschland kaum realisierbar, da die erforderlichen topografischen Bedingungen nicht gegeben sind. Würden sie trotzdem gebaut, wäre die Stromerzeugung im Verhältnis zum gesamtenStrombedarf vernachlässigbar klein. Die Power-to-Gas-Technologie ist zwar technisch möglich; ihr Wirkungsgrad ist jedoch so gering, dass der so erzeugte Strom unbezahlbar wäre. Deshalb werden weitere Windkraftanlagen gebaut; schließlich ist damit viel Geld zu verdienen! Speziell für windschwache Gebiete, wie zum Beispiel an der Bergstraße, werden gigantische Windkraftanlagen mit 164 m Nabenhöhe und einer Rotorblattlänge von 65,5 m (Nordex N131/3300) entwickelt; die Gesamthöhe beträgt nahezu 230 m. Warum werden Hänschen diese „Windrädchen“-Fakten wohl vorenthalten?

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