Windenergieanlagen erzeugen Infraschall. Bis vor etwa zehn Jahren galt auch bei Hörforschern als anerkannter Kenntnisstand der Wissenschaft, dass Infraschall, d.h. der aufgrund seiner sehr tiefen Frequenzen „unhörbare Schall“, für den Menschen gefahrlos sei, getreu dem Motto: „Schall, den man nicht hört, kann auch nicht schaden.“
Seit einigen Jahren setzt allerdings ein Umdenken ein, was sich auch in einem bereits 2007 erschienenen Artikel des Robert-Koch-Instituts (RKI) widerspiegelt. Das RKI ist dem Bundesministerium für Gesundheit direkt unterstellt. Die Aufgaben des RKI umfassen sowohl die Beobachtung des Auftretens von Krankheiten und relevanten Gesundheitsgefahren in der Bevölkerung als auch die Ableitung und wissenschaftliche Begründung der erforderlichen Maßnahmen zum wirkungsvollen Schutz der Gesundheit der Bevölkerung.
Das Robert Koch Institut schreibt u.a.:
… Probleme mit tieffrequenten Schallimmissionen sind z.B. bekannt geworden im Zusammenhang mit dezentralen Heizkraftwerken sowie im städtischen Bereich mit Schwerlastverkehr. Ein weiteres Beispiel sind die Emissionen von Windkraftanlagen, die teilweise sehr nah an Wohnbereichen aufgestellt sind. Vor dem Hintergrund der breiten Anwendungsmöglichkeiten und der gegenwärtigen technischen Entwicklung besteht Handlungsbedarf, um die Belastungen des Privatbereichs genauer und differenzierter zu betrachten, insbesondere unter Berücksichtigung von Risikogruppen, wie z.B. Kinder und Jugendliche. Die wissenschaftliche Literaturlage zum Thema „Lärmwirkung auf Schwangere“, insbesondere nicht-arbeitsmedizinische Literatur speziell zum Thema „tieffrequenter Schall“, ist ausgesprochen dürftig. Besonders kritisch müssen die Auswirkungen von Lärm auf den Schlaf von Schwangeren, Wöchnerinnen und Müttern in der postnatalen Phase gesehen werden. Auf europäischer Ebene wird für schwangere Arbeitnehmerinnen in der Rahmenrichtlinie 89/391/EWG festgelegt, dass sie keine Tätigkeiten verrichten sollten, die zu starker niederfrequenter Vibration führen können, da sich hierdurch das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt erhöhen kann. Im privaten Bereich liegen keine Schutzempfehlungen für tieffrequenten Schall bzw. Infraschall vor.
… Die besondere Qualität von Infraschall (unter 16 bzw. 20 Hz) bedarf jedoch verstärkter Aufmerksamkeit, da bisher nur wenige gesicherte Erkenntnisse, nicht zuletzt wegen einer noch nicht optimalen Erfassungsmethodik, über das Auftreten und die Wirkung von Infraschall vorliegen. Es muss insgesamt ein deutlicher Mangel an umweltmedizinisch orientierten wissenschaftlichen Studien zu tieffrequentem Schall konstatiert werden. Im Vergleich zum normalen Hörbereich liegen nur wenige gesicherte Erkenntnisse über Auftreten und Wirkung von tieffrequentem Schall vor. Es besteht großer Handlungs- und Forschungsbedarf. …
Auszug aus dem 2007 veröffentlichten Artikel des Robert-Koch-Instituts „Infraschall und tieffrequenter Schall – ein Thema für den umweltbezogenen Gesundheitsschutz in Deutschland?“ Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz (2007), 50:1582–1589
DOI 10.1007/s00103-007-0407-3 — © Springer Medizin Verlag 2007
Die amerikanischen Hörforscher Alec Salt von der Universität Washington in St. Louis und James Kaltenbach vom Lerner Forschungsinstitut in Cleveland schreiben u.a. 2011 in der Fachzeitschrift Bulletin of Science, Technology & Society:
… Daher kommen wir zu dem Schluss, dass Behauptungen wie „Es gibt keinen nennenswerten Infraschall beim derzeitigen Design von Windenergieanlagen“ unzweifelhaft falsch sind. Eine wissenschaftliche Basis für die Möglichkeit, dass solcher Schall Auswirkungen auf den Menschen haben kann, ergibt sich aus der Tatsache, dass Infraschall das menschliche Stammhirn beeinflusst. (Anm.: Das Stammhirn ist für die essenziellen Lebensfunktionen zuständig und steuert u.a. Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung sowie wichtige Reflexe. Das Stammhirn bildet die Schnittstelle zwischen dem übrigen Gehirn und dem Rückenmark). Die Möglichkeit, dass niederfrequente Teile des Schalls sowohl zu starken Störungen des Befindens als auch zu anderen Problemen führen, über die Menschen berichten, die Windenergieanlagen ausgesetzt sind, kann nicht einfach abgestritten werden.
… Bis heute gibt es keine publizierten Studien, die zeigen, dass die langfristige Belastung mit Infraschall Menschen nicht schadet. Im Gegenteil gibt es zahlreiche Berichte, die stark darauf hindeuten, dass Menschen, die in der Nähe von Windenergieanlagen wohnen, krank werden, mit einer Vielzahl von Symptomen, wobei chronische Schlafstörungen besonders häufig sind. Die Tatsache, dass solche Berichte ignoriert werden, weil der Infraschall von Windturbinen ja unter dem hörbaren Niveau sei, scheint die Physiologie des Ohrs völlig zu ignorieren. Signalwege von den äußeren Haarzellen des menschlichen Ohrs zum Gehirn existieren, durch die nicht hörbarer Infraschall die Funktion des Gehirns beeinflussen kann. Aus unserer Perspektive gibt es zunehmend Belege für die Ansicht, dass sich Infraschall negativ auf Menschen auswirken kann. Diese Hinweise erfordern mehr wissenschaftliche Studien zu diesem Thema.
Auszug aus dem 2011 veröffentlichten Artikel der amerikanischen Hörforscher Salt und Kaltenbach „Infrasound from wind turbines could affect humans“ Bulletin of Science, Technology & Society (2011), 31:296–302
DOI: 10.1177/0270467611412555 — © 2011 SAGE Publications
Die beiden zitierten Artikel sind exemplarisch für die aktuelle Situation, dass immer mehr Daten auf Gesundheitsrisiken durch Dauer-Infraschall (wie er von Windenergieanlagen ausgeht) hinweisen. Studien, die die Gefahrlosigkeit von Dauer-Infraschall belegen würden, gibt es indes nicht. In einer solchen Situation, in der die Gefahrlosigkeit nicht belegt ist und sich die Hinweise für eine Gesundheits- gefährdung häufen, muss Risikovorsorge betrieben werden. Dies bedeutet für Windenergieanlagen, dass eine „mögliche Gesundheitsgefahr für den Menschen“ zumindest als Prüfkriterium schon bei der Planung eine Rolle spielen muss. Wer sich jetzt von dem Motto „Wird schon nicht so schlimm sein“ leiten lässt und sich für Windenergieanlagen in der Gemeinde Schotten stark macht, ignoriert die neuesten medizinischen Daten zum möglichen Gesundheitsrisiko für die Anwohner. Da wir bei der Analyse der Auswirkungen von Infraschall auf den Menschen (und natürlich auch auf die Tierwelt!) erst am Anfang stehen, sollte für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Schotten gelten:
- Je mehr Abstand zu Windenergieanlagen, desto besser!
- Je weniger Windenergieanlagen, desto besser!
- Keine neuen Windenergieanlagen – am besten!
Information zum Infraschall mit freundlicher Genehmigung von der Bürgerinitiative Gegenwind Vogelsberg, Dr. Holger Repp, Schotten
Als 2011 auf dem Binselberg in Hessen (ich wohne in Aschaffenburg-Obernau im benachbarten Bayern) 2 effizientere Windkraftanlagen in Betrieb genommen wurden (es standen dort schon 2 alte, die man beibehalten hat), da bekam ich massive gesundheitliche Probleme. Nachts schien es, dass pulsierende Wellen über meinen Körper liefen (echt jetzt, das hört sich übel an, aber ich bin bereit, das zu beeiden, ich habe auch Tagebuch darüber geführt), es ging mir wie der einen Lehrerin, die man auf epaw.org sich ansehen kann: erst kann man eine Nacht nicht schlafen, dann 2, dann eine Woche usw., wenn ich nicht etwas technisches Improvisationtalent aufgebracht hätte, dann wäre ich mittlerweile ein Fall für die Psychiatrie. Eine Maßnahme war z.B. die Verlagerung des Schlafraumes (hilft graduell), eine zweite die Abschirmung der Bettstatt (recht abenteuerlich und auch nicht ganz ungefährlich) (half auch etwas). Was soll ich sagen? Ich lebe noch, aber es ist alles sehr lästig und garantiert nicht das, was man sich unter modernem life-style vorstellt. Ich hoffe auf verbesserte Meßmethoden und engagierte Aktivisten, die sich diesem Goldgräberfieber entgegenstellen. Mein Haus steht übrigens 12 km von den Windrädern entfernt!