Als Ende November 2021 Sturmtief Christian über Deutschland fegte, war das Rückenwind für die Windkraftbefürworter: 75,5% der installierten Leistung von Windkraftanlagen wurden in den frühen Morgenstunden des 30.November 2021 ins Netz eingespeist. Für eine Dauer von 15 Minuten wurde mit einer Leistung von 47 GW eingespeist, 11.8 GWh in 15 Minuten! Tolle Zahlen, um einen weiteren Ausbau der Windindustrie zu untermauern!
Im Gegenzug werden Windkraftkritiker auf den 26. Juni 2021 verweisen: mit 0,2% der installierten Leistung kam die Einspeisung durch Windenergieanlagen praktisch deutschlandweit zum Erliegen. Von 62.000 MW installierter Leistung wurden gerade einmal 144 MW abgerufen. Ein gutes Argument gegen einen weiteren Ausbau!
Nur: wer hat Recht? Wie sieht die Verteilung der Einspeisewerte übers Jahr gesehen aus?
Zur Antwort beitragen kann die Bundesnetzagentur: diese veröffentlicht Strommarktdaten auf der sogenannten SMARD-Plattform. Dort gibt es auch die Möglichkeit, Strommarktdaten zur Analyse und Visualisierung herunterzuladen. Neben der installierten Leistung verschiedener Energieträger findet man dort auch die erzeugte Energie pro Energieträger, aufgelöst in 15 Minutenschritten.
Demnach waren im Jahre 2021 62.3 GW an potentieller Windstromleistung in Deutschland installiert (54.5 GW onshore, 7.8 GW offshore). Die Extremwerte der Windstromeinspeisung findet man wie oben erwähnt am 30.11.2021, als mit 11,8 GWh in 15 Minuten 75,7% der installierten Nennleistung an Windstrom abgerufen wurde, zum anderen am 26.6.2021, als in den Morgenstunden mit 36MWh in 15 Minuten oder 0,2% der installierten Leistung der Windstrom quasi komplett zum Erliegen kam.
Um sich neben den Extremwerten ein genaueres Bild über die Windstromerzeugung in Deutschland im Jahr 2021 machen zu können lohnt der Blick auf die Häufigkeitsverteilung der Einspeisewerte.
Im folgenden Diagramm ist die relative Häufigkeit der Einspeiseleistung im Verhältnis zur Nennleistung dargestellt.
Der Maximalwert am 31.11. war den Daten nach ein äußert seltenes Ereignis: nur in 0,06% der Zeit wurden mehr als 75% der Nennleistung auch eingespeist. Nur 10% des Jahres 2021 wurden mehr als 45% der installierten Leistung auch erbracht.
Anders dagegen sind die Häufigkeiten niedriger Energieerzeugung aus Windkraftanlagen in Deutschland: 30% der Zeit wurde im Jahr 2021 weniger als 10% der installierten Windstromleistung eingespeist! Am häufigsten wurde die Spanne zwischen 5% und 10% erreicht. Die Hälfte des Jahres 2021 wurden weniger als 16,4% der installierten Leistung eingespeist. Der Mittelwert lag bei 20,8%.
Die Häufigkeitsverteilung im Diagramm oben ist nicht überraschend, sind doch die Häufigkeiten der Windgeschwindigkeiten durch die sogenannte Weibull-Verteilung beschrieben, die mit den Worten „häufig wenig Wind und selten viel Wind“ vereinfacht beschrieben werden kann.
Für uns in Baden-Württemberg ist natürlich die Verteilung der Einspeiseleistung im Verhältnis zur Nennleistung im Ländle von Interesse. Da der Übertragungsnetzbetreiber transnetBW genau für unser Bundesland verantwortlich zeichnet, kann man die Daten auf der SMARD Plattform auch nur für Baden-Württemberg gesondert analysieren.
Hierbei zeigt sich wieder einmal, dass Baden-Württemberg KEIN Windland ist. Gleich zu Beginn des Jahres herrschte bei uns Flaute, als im 3.1.2021 für ca. 8 Stunden 0,0% der installierten Leistung erbracht wurde. Immerhin 0,5% der Zeit oder an 44 Stunden wurde im Jahr 2021 in Baden-Württemberg gar keine Windenergie erzeugt! Ca. 10% der Zeit wurden weniger als 1% der installierten Leistung im Land auch eingespeist! Das entspricht mehr als einem Monat! Der Medianwert liegt bei 10,4%, also ein halbes Jahr wurde weniger als 10% der installierten Leistung eingespeist. Der Mittelwert liegt bei 17,7%. Am windigsten war es bei uns in der Nacht vom 28. auf den 29. Dezember 2021, als 87,5% der Nennleistung erreicht wurde. Aber das war eben die absolute Ausnahme. Nur 10% der Zeit wurde mehr als 47% der Nennleistung erreicht.
Mit einer Häufigkeit von 9,8% lag die bei weitem häufigste Einspeiseleistung bei 0% – 1% der Nennleistung!
Die Windenergiegewinnung in Baden-Württemberg kann man nur mit zwei Worten beschreiben:
absolut ineffizient!