4. Forum Gegenwind Weinheim

Windindustrie im Wald  GEGEN Landschafts-und Artenschutz

GW_FORUM 4Am Montag, 30.5. 2016 fand das 4. Forum von Gegenwind Weinheim e.V. im Rolf-Engelbrecht-Haus statt. Leider tobten an diesem Abend heftige Unwetter, so dass nicht ganz soviele Besucher wie gewöhnlich teilnehmen konnten.

 

Schade, denn nach Meinung der meisten Besucher war es das beste aller Foren.

Hauptredner des Abends waren die engagierten Naturschützer Sylke Müller-Althauser und  Harry Neumann von der neugegründeten, von Industrie- und staatlichen Fördergeldern unabhängigen Naturschutz-Initiative e.V. Neumann war bis Ende 2014 Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz und verließ diesen aus Protest gegen die massiven Verquickungen des BUND mit der Windindustrie. Sylke Müller- Althauser  unterstützt ihn als  2. Vorsitzende und ist wohnhaft im Windindustriepark Hunsrück.

Der Abend begann mit einem Faktencheck durch unseren 2. Vorsitzenden Dieter Hannig, in dem er kurz die Lage in Baden-Württemberg beleuchtete, um mit der momentanen Situation in Weinheim zu schließen.

Er machte den Zuhörern wenig Hoffnungen darauf, dass auf Grund des Koalitionsvertrages zwischen Grün/Schwarz und des neuen EEG- Gesetzes der Windkraftausbau in BW zurückgefahren würde.

Im Gegenteil- BW wird den Ausbau verstärkt fortsetzen- bedingt durch eine verhandelte Regionalquote, die einen deutschlandweit ausgewogenenen Ausbau garantieren soll. Genau heißt das, der windarme Süden wird „bevorzugt“ und der schon durch Windräder geschändete Norden wird entlastet, hauptsächlich, weil die ableitenden Stromtrassen fehlen. Das Problem der geringen Erträge, bedingt durch die Windarmut im Süden soll dadurch kompensiert werden, dass Anlagen an sehr schlechten Standorten bis zu 66 % mehr Förderung erhalten als Anlagen an sehr guten Standorten.

Wie Grün/Rot und jetzt auch Grün/Schwarz  die Natur „achten“, zeigt auch das Beispiel des streng geschützten Roten Milans, den man fast als Wappenvogel Deutschlands bezeichnen könnte. Überall in der Republik dürfen, aufgrund einer Empfehlung der Länderarbeitsgemeinschaften der Vogelschutzwarten (Helgoländer Papier) die Windräder nur bis 1500 m an einen Milanhorst heranrücken. Mit fadenscheinigen Begründungen ist es jedoch in BW möglich, ganze Windparks schon in 1000 m Entfernung zu bauen und bei Beachtung weiterer Auflagen noch näher heranzurücken. Das Ende des Milans in BW ist dadurch absehbar.

Die Situation in Weinheim und an der Bergstraße stellt sich im Moment folgendermaßen dar: Nachdem bekannt wurde, dass im Rhein-Neckar-Kreis bis zu 80 Windenergieanlagen mit einer Höhe von bis zu 220 m geplant sind, schossen Bürgerinitiativen wie Pilze aus dem Boden. Tausende Unterschriften wurden gesammelt und Protestveranstaltungen durchgeführt.Ein Fledermausmonitoring wurde professionell durchgeführt und man wies über 10 Arten nach, darunter z.B. die auf der Roten Liste stehende Bechsteinfledermaus. Weinheim zeigte sich dabei als der artenreichste Standort.

Nichtdestotrotz läuft der Antrag der Stadt Weinheim auf Teilaufhebung des Landschaftsschutzgebietes am Goldkopf-Geiersberg, Teil des Global Geoparks Bergstraße Odenwald, und steht wohl kurz vor der Genehmigung durch die untere Naturschutzbehörde. Das heißt, findet sich ein Investor kann gebaut werden, denn Investoren, Banken und Planer verdienen immer aufgrund der üppig fließenden EEG-Gelder.

Nach diesem kurzen Abriss informierte Sylke Müller-Althauser die entsetzten Zuhörer über die Verwandlung des ehemals idyllischen Hunsrücks in eine Windindustriezone. 250 Windräder, die neuen Kennzeichen des Hunsrücks, wurden schon gebaut, 50 sind in Planung, Vorher-Nachher-Bilder belegten eindringlich ihre Worte.

Sie schilderte eindrucksvoll ihr Leben mit 30 Winrädern direkt vor der Haustür, sie erzählte von den Qualen, die man erleidet, wenn man den sonoren Brummgeräuschen Tag und Nacht ausgeliefert ist und kein Ohropax und keine Isolierung der Wände dagegen schützt. Sie infomierte eindringlich über die nächtliche Disco-Beleuchtung, die an Einflugschneisen von Flughäfen erinnert, den Schattenwurf, über  die  Zerstörung des Waldes als wichtigen Lebensraum der Tiere, über die Versiegelung des Bodens durch ungeheure Mengen an Beton für die Fundamente, über den Eiswurf von den Rotorblättern im Winter, der Spaziergänge in dieser ehemals idyllischen Landschaft  unmöglich macht.

Abschließend forderte sie die Weinheimer auf, sich zu wehren, rechtzeitig gegen diesen Wahnsinn vorzugehen und sich nicht von Politikern, egal welcher Couleur, einschüchtern zu lassen.

Höhepunkt des Abends war die mit viel Empathie vorgetragene Rede von Harry Neumann, der die inzwischen mafiösen Strukturen in der Windindustrie und deren Verflechtung mit BUND und NABU anprangerte. Er machte kein Hehl über seine Verärgerung und seinen Zorn über Naturschützer, die die Welt retten wollen und dabei sind, die Natur vor der eigenen Haustür in nie gekanntem Ausmaß zu zerstören. Insbesondere prangerte er dabei die einst ehrenwerte Partei der Grünen als Ursache allen Übels an. Er nannte die Energiewende skrupellos, zerstörerisch  und verantwortungslos, es gehe nur ums Geld und die Zeche des ökologischen Unsinns müssten die kleinen Leute bezahlen. 21 Milliarden an EEG- Umlage mussten alleine im Jahr 2015 vom deutschen Stromkunden aufgebracht werden

Neumann entkräftete die Behauptung, mit Hilfe von Wind-und Sonnenergie sei die Stromversorgung sicher zustellen. Tatsache ist: Wind- und Solarstrom werden von Fachleuten als „Flatterstrom“ bezeichnet, der nur dann produziert wird, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Schattenkraftwerke, wie Kohle-Gas- oder Atomkraftwerke müssen vorgehalten werden, um bei mangelnder Sonne oder Windflaute  Stromversorgung und Netzstabilität zu sichern. Notwendige Stromspeicher sind noch im absoluten Entwicklungsstadium.

Er sprach von einer Gutachtergesellschaft, die jedes gewünschte Gutachten für den Auftraggeber anfertige, gerade jetzt nachzulesen in Leserbriefen der WN zum Thema Stillfüssel, er nannte die Gutachter für die entstehenden Windanlagen „Schlechtachter“ und warf ihnen Entscheidungen fernab des Willens der Bevölkerung und fernab der Realität vor.

Schließlich rief er dazu auf, vor der nächsten Bundestagswahl eine neue APO zu gründen, und auf die Straße zu gehen, nur so könne man die grüne Ideologie, die zu einer Naturzerstörung nie gekannten Ausmaßes führe, bekämpfen.

Eindringlich legte er den  Weinheimern ans Herz aufzupassen, damit aus WEINHEIM kein WINDHEIM wird.

 

 

 

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