Den Verstand gebrauchen

Leserbrief von Hubert Freiburg, Weinheimer Nachrichten vom 09. April

In seinem Leserbrief vom 27.03.2015 behauptet Herr Lihl: „Ein Windrad würde 20 Prozent des Stromverbrauchs in Rimbach erzeugen“. Unter Missachtung aller Fakten könnte man schlussfolgern: 5 Windräder decken den gesamten Strombedarf Rimbachs. Der Traum vom „perpetuum mobile“ geht endlich in Erfüllung! Und weiter: „..die Sonne scheint für alle und schickt uns keine Rechnung“. Wer diesen populistischen Werbespruch der Solarlobby glaubt, sollte seine Stromrechnung etwas genauer studieren. Der „Stromrebell von Mörlenbach“ (SWR Landesschau aktuell 9.3.2015) schwingt kräftig die „Fukushima-Keule“ – Emotionen schüren ist eben einfacher als sachlich zu argumentieren.
Er will die großen Energieerzeuger „Vattenfall, Eon und Co in die Knie zwingen“ (SWR) – und was dann? Was oft missverstanden wird: Die tatsächliche erzeugte Leistung eines Windrads wird verwechselt mit seiner Nennleistung. So wie eine 100 Watt-Glühbirne keinen Strom verbraucht wenn sie nicht brennt, so wenig Strom erzeugt ein 3MW-Windrad, wenn der Wind nicht weht! Und – wenn 1 Windrad mangels Wind keinen Strom erzeugt, tun dies 1000 Windräder auch nicht.
Was Windkraftbefürworter nicht gerne hören ist, dass der Wind leider nicht gleichmäßig weht, die Volatilität (Schwankung) der Windenergieerzeugung wird (bewusst?) verschwiegen. Gleiches gilt für die Solarenergie. Wo soll der Strom bei Nacht und ohne Wind (dies soll tatsächlich vorkommen!) zukünftig herkommen, wenn die Kernkraftwerke abgeschaltet sind, die Kohlekraftwerke als CO2-Schleudern zurückgefahren werden und die Gaskraftwerke zu teuer sind? Etwa aus französischen Kernkraftwerken? Eine Lösung könnte die Speicherung der zeitweise überschüssigen Wind- und Solarenergieproduktion sein.
Die praktische Umsetzung ist jedoch trotz theoretischer Denkmodelle nicht in Sicht! Bis dieses Problem gelöst ist, wäre eine vernünftige Herangehensweise an die Umsetzung der erneuerbaren Energieformen wünschenswert. Die Verschandelung der Odenwaldlandschaft durch unzählige riesige Windräder kann keine Lösung sein! Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich gehöre keiner Partei an, bin kein Freund der Kernenergie und bin auch kein Lobbyist der großen Kraftwerksbetreiber. Ich nehme mir aber die Freiheit, meinen Verstand zu gebrauchen.

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